Während der Focus der IT-Forschung traditionell eine auf Technik, Organisation und Systeme zentrierte Perspektive verfolgt, hat Robert S. Taylor (Taylor 1982; 1986) zu Beginn der 80er Jahre eine Perspektive entwickelt, die den immer im Rahmen bestimmter Kontexte handelnden menschlichen Akteur und seine Bedürfnisse ins Zentrum rückt.
Taylors Arbeiten wurden in der Forschung zur Mensch-Computer-Interaktion (HCI) kaum zur Kenntnis genommen. Dies ist umso erstaunlicher, als es mit ihnen möglich wird, zu verstehen, warum technikzentrierte IT-Entwicklungen häufig nicht wie gewünscht funktionieren bzw. nicht die gewünschte Akzeptanz beim Nutzer finden. Genau hier setzt das TEDS System (Scholl et. al. 2011; Scholl 2012) an.
Hatte Taylor sechs Kriterien für die Bewertung menschlicher Bedürfnisse beim Umgang mit IT entwickelt, entwickelt TEDS diese Kategorien erheblich weiter und präsentiert damit ein analytisches Instrument für die akteurs- und verwendungsspezifische Evaluation von Informationsartefakten – mit anderen Worten: ein Werkzeug zur Formulierung von Designspezifikationen, das für kleine wie große IT-Projekte eine personalisierte Akzeptanzsicherung und ein benutzerorientiertes Qualitätsmanagement bereithält. Zuerst identifiziert man mit TEDS dabei exakt, welches Informationsartefakt bewertet werden soll. So ist es z.B. möglich innerhalb eines Kurses, einer Lernplattform, lediglich die Prüfungen oder nur die PDF Dokumente zu bewerten. Als nächstes erfolgt die Identifizierung der verschiedenen Persona die das Informationsartefakt bewerten.
Hier kann man ja nach Bedarf sowohl stark individualisierte Persona wie z.B. alle Linkshänder mit Hörschwäche betrachten als auch lediglich grobe Gruppen von Persona zusammenfassen. Außerdem unterscheidet das System die verschiedenen Nutzungsszenarien der Informationsartefakte durch die verschiedenen Persona. Auch hier kann wieder klar spezifiziert werden, dass nur gezielte Teilebereiche der Nutzung abgedeckt werden oder nur in grobe Nutzungsgruppen unterschieden werden.
Das TEDS System nutzt als Basis das Modell von Robert S. Taylor welches sechs Bewertungskategorien unterscheidet
Durchsuchbarkeit / Suchfunktion
Formatierung und Darstellung der Informationen
Roter Faden / Führung durch die Information
Zugänglichkeit zu Informationen und Funktionen
Einfachheit
Problemnähe
Flexibilität
Einfachheit
Funktionsverfügbarkeit / Transaktion
Vertrauen auf Anpassbarkeit
Sozialfunktionalitäten
Persönliche Anpassung
Lokalisierung der Informationsdarstellung
Datenschutz
Identifizierbarkeit der Information
Auffindbarkeit von Informationen
Zusammenfassung der Informationen
Verbindung zu anderen Informationsquellen
Genauigkeit der Suche
Auswählbarkeit der Informationen
Aktualität der ausgewählten Informationen
Kosten / Zeit sparen
Verschlüsselung / Absicherung der Informationen
Richtigkeit / Fehlerfreiheit
Vollständigkeit der Information
Zuverlässigkeit
Vertrauen / Reputation der Quelle
Feedback
Ästektik des Designs
Unterhaltung
Attraktivität der Informationen und Elemente sowie Interaktion mit diesen
Stimulierung
Zufriedenheit
Sobald ein Kursteilnehmer über die TEDS Erweiterung im Moodle System die Bewertung gestartet hat, wird er auf das Bewertungsmodul verwiesen. Hier durchläuft er alle definierten Bewertungskriterien. Zu jedem Bewertungskriterium wird eine kurze Erklärung und ein Erklärungsvideo bereitgestellt. So wird der Kursleiter entlastet und es gibt weniger Unklarheiten und Fehlbewertungen.
Über Moodle-Kurs via entsprechenden TEDS-Plugin, der mit Bewertunsmodul verknüpft ist.
Im Bewertungskorrekturmodul wird dem Bewerter seine durchgeführte Bewertung angezeigt und er bekommt die Möglichkeit einzelne Bewertungspunkte zu korrigieren. Dies erfolgt analog zu dem bereits bestehenden TEDS System und dessen Bewertungsmatrix:
Im Auswertungsmodul werden die Daten aller Bewertungen eines Szenarios eines Artefaktes zusammengefasst und verwertbar in einem übertragbarem Dateiformat zur Verfügung gestellt. Hier bietet sich z.B, das CSV Dateiformat an, da es ein offener Standard ist und von allen gängigen Büroapplikationen wie z.B. MS Excel oder OpenOffice Calc unterstützt wird.
Das Administrationsmodul wird ein einfaches Interface zur Verfügung stellen, in dem man die Bewertungskriterien global für alle Bewertungen ändern kann. Dies ist nur für die Dauer der Evaluationsphase notwendig bis die Bewertungskriterien für das Moodle System und seine Kurse zu 100% feststehen. Außerdem ist es hier möglich alle Bewertungen eines Szenarios eines Artefaktes vollständig zu löschen, falls bei der Bewertung grobe Fehler unterlaufen sind und ein Neustart erforderlich ist.
Exploring the Adoption of E-Government Tools with WISE Work Index
(unabridged version)
Esther Ruiz Ben, Margit Scholl, Ernst-Peter Ehrlich (2017)
What Lessons Can We Learn for “Good E-Government” From a
User-Centred Evaluation of the Websites of European Capitals?
Margit Scholl (2016)
How usable and clear are the websites of European capitals from the
point of view of German students adopting an E-Government perspective?
Margit Scholl (2016)
An Implementation of User-Experience-Based Evaluation to Achieve
Transparency in the Usage and Design of Information Artifacts
Margit Scholl (2015)
User Experience as a Personalized Evaluation of an Online
Information System
Margit Scholl (2014)
Akzeptanzsicherung und benutzerorientiertes Qualitätsmanagement in
elektronischen Lernprozessen
Margit Scholl, Ernst-Peter Ehrlich, Andreas Wiesner-Steiner, Denis Edich (2014)
Prozesstransparenz, Nachvollziehbarkeit und nutzerorientierte
Akzeptanzsicherung in (Verwaltungs-) Netzwerken
Andreas Wiesner-Steiner, Margit Scholl, Ernst-Peter Ehrlich (2014)
The Project TEDS@wildau: TEDS Framework Integration into the Moodle
Platform for User-Specific Quality Assurance of Learning Scenarios
Margit Scholl, Ernst-Peter Ehrlich, Andreas Wiesner-Steiner, Denis Edich (2014)
Technische Hochschule Wildau
Hochschulring 1
15745 Wildau
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